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12.02.2024

Lossprechungsfeier: Gesellenbriefe für 76 Nachwuchshandwerker

Nordhorn. Knapp 80 Auszubildende, rund 350 Gäste und jede Menge Glückwünsche – bei der großen Lossprechungsfeier des Grafschafter Handwerks im Konzert- und Theatersaal Nordhorn haben die erfolgreichen Handwerkslehrlinge jetzt ihre Gesellenbriefe erhalten. Neben Sascha Wittrock, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Grafschaft Bentheim, und Kreishandwerksmeister Heiko Ensink gratulierte auch der Hauptredner und Geschäftsführer des Kreissportbunds Grafschaft Bentheim, Frank Spickmann.


Auszubildende aus insgesamt zehn Gewerken (Bäcker-Innung, Bauinnung, Innung für Elektro- und Informationstechnik, Fleischer-Innung, Friseur-Innung, Kfz-Innung, Maler und Lackierer-Innung, Metall-Innung, Sanitär-Innung und Tischler-Innung) erhielten bei der Lossprechungsfeier ihre Zeugnisse. „Sie haben mit dem heutigen Tage den anspruchsvollen Weg der Ausbildung mit der Disziplin und Durchsetzungsfähigkeit eines Leistungssportlers absolviert. Eine Handwerkerin oder ein Handwerker zu sein, bedeutet weit mehr als nur den Umgang mit Ihren Arbeitsutensilien zu beherrschen. Es bedeutet auch, mit Herzblut und höchster Professionalität bei der Sache zu sein“, zog Spickmann in seiner Laudatio eine Parallele zu seinem Wirkungsbereich. Sowohl in der Ausbildung als auch im Sport gehe es um hartes Training, Durchhaltevermögen und „die ständige Suche nach Excellence“.


Die frisch gebackenen Gesellinnen und Gesellen hätten nicht nur ihr handwerkliches Können während der Ausbildung verfeinert, sondern auch den Ehrgeiz entwickelt, sich ständig zu verbessern. „Talent allein reicht nicht. Man muss auch bereit sein, etwas dafür zu tun. Talent gepaart mit Leidenschaft, Motivation, Fleiß und der richtigen Einstellung sorgt am Ende für den Unterschied“, verdeutlichte Spickmann. Er appellierte an den Handwerkernachwuchs: „Ausgelernt hat man im Leben übrigens nie. Bleiben Sie daher offen und wissbegierig, nehmen Sie Ratschläge Ihrer Kolleginnen und Kollegen sowie ihrer Vorgesetzten und Ausbildenden an. Und eines Tages können Sie genau das wiederum selbst als Ausbildender an Lehrlinge weitergeben.“

Vor diesem Hintergrund bedankte sich der Geschäftsführer des Kreissportbunds Grafschaft Bentheim auch bei allen ausbildenden Betrieben, Prüfern und Prüferinnen sowie Lehrerinnen und Lehrern der Berufsbildenden Schulen. „Ihr habt einen super Job gemacht und dafür gesorgt, dass junge Menschen an ihren Herausforderungen wachsen konnten“, betonte er. Eine gute Ausbildung sei auch wichtig, um Innovationen voranzutreiben und kreativ zu denken. „Als zweitgrößter Technologieexporteur ist das für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft essenziell. Das Handwerk trägt mit seiner Leistung erheblich dazu bei“, betonte Spickmann.

Kreishandwerksmeister Heiko Ensink verwies in diesem Kontext darauf, dass es nach wie vor ein starkes Ungleichgewicht zwischen Akademikern ohne jeglichen Praxisbezug und ausgebildeten Praktikern – wie beispielsweise Handwerkern – gebe. „Dass uns das langfristig in eine Sackgasse führt, scheint mittlerweile auch in Berlin angekommen zu sein. Der Stellenwert der dualen Ausbildung und von ausgebildetem Fachpersonal wird endlich zunehmend höher bewertet“, bewertete er mit Blick auf die Bundesregierung. Aus seiner Sicht müsse sich die Bildungspolitik aber grundlegend ändern: „Aus ‚Jeder soll studieren‘ wird demnächst hoffentlich ‚Jeder soll den Beruf ergreifen, der zu ihm passt‘, etwa einen Handwerksberuf.“ Denn ohne das „Hände-Werk“ und nur mit Theorie ließen sich „keine Wärmepumpen installieren, keine PV-Anlage aufbauen, kein Haus bauen und auch kein Brot backen“.

Um frühzeitig am Handwerk interessierten Nachwuchs zu generieren und zu fördern, sprach sich der Kreishandwerksmeister daher abermals für ein Pflichtpraktikum im technischen oder gesundheitlich-sozialen Bereich an den weiterführenden Schulen aus. Talente fördern soll auch der Campus Berufliche Bildung, den der Landkreis Grafschaft Bentheim aktuell mit verschiedenen Partnern – auch der Kreishandwerkerschaft – in Nordhorn realisiert. Neben Lernzentren, die die berufliche Orientierung, Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Bereichen intensivieren sollen, wird dort auch ein Innovationszentrum mit dem Fokus auf digitale (Weiter-)Bildung eingerichtet. „Im Innovationszentrum wird das Thema Building Information Modelling eine zentrale, auch für das Handwerk zukünftig immer wichtiger werdende Rolle spielen. Der digitale Zwilling, der Austausch von Daten über Gewerke-Grenzen hinweg, ist das, was zukünftig den entscheidenden Vorteil ausmachen wird“, zeigte sich Ensink überzeugt.

Die Lossprechungsfeier fand unter Moderation von Herbert Finke statt. Für die künstlerische Unterhaltung sorgten die Jongleure und Musiker der Canavaltwins aus Österreich.