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19.10.2015

Gesundheit im Betrieb gestalten

Rund 70 Unternehmensvertreter aus kleinen und mittleren Unternehmen haben sich am 6. Oktober 2015 im NINO-Hochbau in Nordhorn über die Möglichkeiten und den Nutzen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagementsystems informiert. Eingeladen hatte die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim, die Kreishandwerkerschaft und die Wirtschaftsförderung des Landkreises Grafschaft Bentheim.


Während viele Großunternehmen über ein Betriebliches Gesundheitsmanagement verfügen und dies erfolgreich einsetzen, scheint die Einführung und Umsetzung in kleinen und mittleren Unternehmen erheblich schwieriger. Dabei zeichnen sich Letztere durch übersichtliche Strukturen und Hierarchien aus, in denen sehr viel flexibler und passgenauer ein Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem errichtet werden kann.


In ihren praxisorientierten Vorträgen erläuterten Marloes Göke, Inhaberin von FEEL GOOD - Business und Gesundheits-Beratung sowie Dr. Thomas Hingerl, Ärztlicher Leiter der Arbeitsmedizinischen Zentren Nordwest, wie insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen ein effektives Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) oder eine Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) etablieren können. Im Anschluss daran stellte Gert Lödden von der Grafschafter Wirtschaftsförderung die Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten des Landkreises im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements vor.

„Mit der Einführung eines BGMs legen Betriebe den Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen – denn: nur gesunde und motivierte Mitarbeiter sind leistungsfähig und identifizieren sich mit ihrem Unternehmen. Zudem wird die Arbeitskraft der älteren Mitarbeiter in Zukunft eine immer bedeutendere Rolle spielen“, so Ralf Hilmes in seiner Begrüßungsrede. Er verwies dabei auf die steigende Verantwortung der Betriebe für die Gesunderhaltung der eigenen Mitarbeiter – schlussendlich auch zum Selbstzweck, da es durch den demografischen Wandel immer schwieriger werde, neues und qualifiziertes Personal zu finden.

„Der erste Schritt zur Umsetzung eines BGMs ist der Wichtigste“, appellierte Marloes Göke in ihrem Vortrag über den Aufbau, Nutzen und die Umsetzung eines BGMs an die Zuhörer. Dazu gehöre, so Göke weiter, neben einem geplanten und strukturierten Vorgehen, eine „Bestandsaufnahme“ direkt zu Beginn des Prozesses, zum Beispiel in Form einer Mitarbeiterbefragung, durchzuführen. BGM müsse dabei als Prozess verstanden werden – Unternehmen dürften nicht den Fehler machen und ad-hoc eine Reduzierung des Krankenstandes erwarten. Die Auswirkungen seien laut Göke in der langfristigen Verbesserung des Gesundheits- und Motivationszustandes der Mitarbeitenden zu finden. „Untersuchungen zeigen, dass Mitarbeitende eine höhere emotionale Bindung an das Unternehmen empfinden, wenn entsprechende BGM-Angebote vorgehalten werden.“ Die von Göke vorgestellten möglichen Maßnahmen eines BGMs reichten von der Beratung, über eine Umsetzungsbegleitung bis hin zu konkreten Aktivitäten zur Stärkung der physischen und psychischen Gesundheit.

Dr. Hingerl verwies in seinem Vortrag über den Nutzen und die Möglichkeiten der betriebsärztlichen Beratung beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement auf die besondere Stellung des Betriebsarztes in Unternehmen: „Der Betriebsarzt ist aufgrund seiner arbeitsmedizinischen Betreuungsfunktion bereits der Fachmann für Gesundheit im Betrieb“, leitete Hingerl seinen Beitrag ein. Denn er kenne sowohl die Arbeitsbedingungen und die jeweiligen betriebsspezifischen Belastungsfaktoren als auch die physischen und psychischen Aspekte sowie Risikofaktoren der einzelnen Mitarbeiter. Somit könne der Arbeits- und Betriebsmediziner wertvolle Hinweise für die Ausgestaltung eines BGMs oder BGFs geben. „Es ergibt keinen Sinn, alle erdenklichen Maßnahmen allen Firmen und deren Mitarbeitern zu verkaufen. Wichtig ist, dass die Maßnahmen zu dem Betrieb und den Mitarbeitern passen.“

„Neben dem `Return on Invest`, der nach statistischen Erhebungen jeden in das BGM investierten Euro circa dreimal zurückfließen lässt, können Unternehmen, die investive Maßnahmen im Rahmen des BGMs umzusetzen möchten, Fördermittel bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises im NINO-Hochbau Kompetenzzentrum Wirtschaft beantragen“, wies Gert Lödden die Zuhörer in seinem Vortrag hin.

In ihrem Schlusswort betonte Jutta Lübbert, Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim: „Gesundheitsfördernde Maßnahmen können nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Akzeptanz dafür in der Belegschaft vorhanden ist – und diese muss erst hergestellt werden, indem die Führungskräfte selbst mit gutem Beispiel vorangehen“. Am Ende resümierte sie, sei ein Betriebliches Gesundheitsmanagement so individuell wie der einzelne Betrieb. Von daher sei eine professionelle Begleitung der einzelnen Maßnahmen sehr empfehlenswert.

Informationen zu den Vorträgen beziehungsweise den vorgestellten Fördermöglichkeiten erteilt Gert Lödden von der Wirtschaftsförderung des Landkreises unter der Telefonnummer 05921 / 96-2305.

Bildunterschrift:
Ralf Hilmes, Gert Lödden, Marloes Göke, Jutta Lübbert, Sascha Wittrock, Dr. Thomas Hingerl  (v. l n. r.)