04.07.2013
Einbruch oft eine Sache von Sekunden
Die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Region hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Das hat die Polizei vorgestern in Lingen berichtet. Gemeinsam mit dem Handwerk in der Grafschaft und im Emsland wirbt sie für einen besseren Schutz vor Einbrechern. In der Grafschaft gibt es bisher fünf Tischlereien, die von der Polizei geschult wurden.
„Das ging ganz schnell“, berichtete er gestern im Haus des Handwerks in Lingen.
Karl-Heinz Brüggemann, Leiter der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim, konnte Wittrock nur zustimmen. „Ein Einbruch ist oft eine Sache von Sekunden“, erklärte er. Vor allem Fenster und Türen im hinteren Teil eines Hauses, gerne umgeben von einem üppig bewachsenen Garten, machten es den Tätern sehr einfach. Und in den Sommerferien hätten Einbrecher ohnehin Hochkonjunktur, weil viele Häuser wegen Reisen leer stünden.
Eingebrochen werde aber nicht nur während der Urlaubszeit, betonte Brüggemann. Auch im Herbst und Winter häuften sich die Meldungen, vor allem zu Tageseinbrüchen. „Wir haben im Vergleich zu den Vorjahren einen deutlichen Anstieg an Wohnungseinbrüchen – das macht uns schon große Sorgen“, sagte er. 2010 habe es in beiden Landkreisen 440 Einbrüche gegeben, 2011 waren es schon 584 und im vergangenen Jahr 667. Die Aufklärungsquote liege im Bereich seiner Inspektion bei 28 Prozent berichtete Brüggemann – besonders toll sei das nicht gerade, räumte er unumwunden ein.
In der Grafschaft haben Einbrecher 2010 insgesamt 106 Wohnungen aufgesucht, 2011 verzeichnete die Polizei im Landkreis 148 Einbrüche, im vergangenen Jahr sank die Zahl leicht auf 139 Straftaten. Die Chance, von der Polizei erwischt zu werden, liegt in der Grafschaft bei gerade mal 17 Prozent – und damit nur knapp über dem Bundesdurchschnitt. Bei jedem Einbruch entstehe im Mittel ein Sachschaden von 2800 Euro, ergänzte Polizeisprecher Achim van Remmerden – summiert sei dies für die Grafschaft und das Emsland mit 1,9 Millionen Euro in 2012 „ein ganz beträchtlicher Schaden“, sagte Brüggemann.
Um Einbrechern das Leben so schwer wie möglich zu machen, sucht die Polizei seit einigen Jahren den Kontakt zum Handwerk in der Region. Sie bietet Unternehmen, die in der Baubranche tätig sind, eine Schulung an, um ihre Kunden beim Einbruchsschutz entsprechend beraten zu können. In der Grafschaft gebe es bislang fünf Betriebe, die sich dafür zertifiziert hätten, berichtete Wittrock. Eine Liste mit den Tischlereien ist – als Flyer und im Internet – bei der Polizei und der Kreishandwerkerschaft erhältlich.
Bei den Einbrechern unterscheidet die Polizei zwischen zwei Gruppen. Zum einen gebe es organisierte Banden, die häufig aus den Niederlanden kommen und osteuropäische Wurzeln haben. Sie spähen ganze Siedlungen mit viel Geduld aus und steigen in Häuser ein, die eine gute Verkehrsanbindung haben. Und dann gibt es noch Einbrecher, denen es nur auf Schnelligkeit ankommt. Bei diesen Beschaffungskriminellen handelt es sich zum Beispiel um Drogenabhängige, die ihre Beute fix in Geld umsetzen wollen. Wie ein gekipptes Fenster mit einem Schraubenzieher im Handumdrehen zu öffnen ist, wissen allerdings beide Gruppen nur zu gut.
Bildunterschrift:
(von links) Karl-Heinz Brüggemann (Leitender Polizeidirektor), Dieter Rothlübbers (Präventionsteam Polizei), Sascha Wittrock (Kreishandwerkerschaft Grafschaft Bentheim) und Horst Hagemann (Kreishandwerkerschaft Emsland Mitte-Süd)
Quelle: www.gn-online.de v. 03.07.13
Bild: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG
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