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31.10.2013

Gute Ausbildungsplatzchancen - Zukünftige Fachkräfte frühzeitig an den Betrieb binden!

Am 30. September ist das Berufsberatungsjahr 2012/2013 zu Ende gegangen. Wie schon in den letzten Jahren, haben die Agentur für Arbeit, die Jobcenter der Grafschaft Bentheim und des Emslandes, die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bilanziert.


Auch 2013 konnte die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fortgeschrieben werden, so die Agentur für Arbeit. Fast alle Lehrstellensuchenden profitierten im abgelaufenen Ausbildungsjahr (2012/2013) erneut von der guten wirtschaftlichen Lage. Ausbildungsinteressenten hatten gute Chancen auf eine Lehrstelle; gleichzeitig wurde es für einige Betriebe schwieriger, ihre Ausbildungsplätze mit guten Bewerbern zu besetzten. Demographische Einflüsse, die in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden, sind bereits erkennbar.

4152 Bewerberinnen und Bewerber suchten ihre Berufsberater in der Arbeitsagentur und den Jobcentern auf, um Unterstützung bei der Ausbildungssuche zu erhalten. Gegenüber 2012 waren dies 296 bzw. 7,7% mehr.

Besonders gefragt waren bei den männlichen Jugendlichen Ausbildungen zum Tischler, Kraftfahrzeugmechatroniker, Industriemechaniker und Kaufmann im Einzelhandel. Bei den Mädchen waren es Ausbildungen im Einzelhandel und Verkauf, zur Medizinischen Fachangestellten, zur Büro- und Industriekauffrau und zur Friseurin.

Betriebe meldeten der Arbeitsagentur Nordhorn 5089 betriebliche Ausbildungsstellen zur Vermittlung. Vor allem wurden Ausbildungen zum Bürokaufmann, Metallbauer, Industriekaufmann, im Einzelhandel und Verkauf, zum Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik und zum Industriemechaniker angeboten. Bis zum 30.09.13 konnten 120 Stellen noch nicht besetzt werden. Für Ausbildungsstellen vor allem im Hotel- und Gastronomiebereich, im Verkauf und Fachverkauf Lebensmittelhandwerk, in der Nahrungsmittelherstellung, in der Lagerlogistik und vermehrt in handwerklichen Metall- und Elektroberufen war es schwer, genügend interessierte Jugendliche zu finden.

In den Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen bewegt sich die Entwicklung der Ausbildungsverträge auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Bis Ende September hat die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim insgesamt 4.417 neue Ausbildungsverträge registriert (+4). Von diesen entfielen 1.919 Verträge (43 Prozent) auf das Emsland und die Grafschaft Bentheim. Dies entspricht einem Plus von 1,7 Prozent (+33 Verträge) gegenüber dem Vorjahr. „Wir heben uns damit positiv von der landesweiten Entwicklung ab. Dort verzeichnen die IHKs einen Rückgang“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Dabei fällt der Zuwachs in der Grafschaft Bentheim mit 1,9 Prozent (+11 Verträge) geringfügig höher aus als im Emsland mit 1,7 Prozent (+22 Verträge). Die Gesamtbilanz hätte noch besser ausfallen können, wenn mehr Schulabgänger sich für eine duale Ausbildung interessierten. Viele Unternehmen berichteten, dass sie für ihre Lehrstellen keine Jugendlichen finden. Ursachen sind der demografisch bedingte Rückgang der Schulabgänger und der Trend zum Abitur. 

Auch das Handwerk stellt sich immer mehr auf die demographisch bedingten Veränderungen am Ausbildungsmarkt ein und sucht nach Wegen, freie Ausbildungsplätze zu besetzen. Denn in der Region gibt es auch in diesem Jahr so gut wie keine Jugendlichen, deren realistischer Wunsch einer Berufsausbildung im Handwerk nicht erfüllt werden konnte. Die Handwerkskammer verzeichnete zum Stichtag 1. Oktober 2013 ein leichtes Plus von 1% bei der Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge. Zu diesem Zeitpunkt schlossen 1583 Auszubildende einen Lehrvertrag ab, 2012 waren es 1568 Verträge.

„Wir sind froh, dass die Handwerksbetriebe weiterhin Ihrer Ausbildungsverantwortung aktiv nachkommen und somit einen Teil ihres eigenen Fachkräftebedarfs decken können. 80% der regionalen Handwerksbetriebe bilden aus, das ist bundesweit der absolute Spitzenplatz. Unsere Betriebe sind das beste Beispiel für ein starkes und gut funktionierendes duales Ausbildungssystem“, stellte Sven Ruschhaupt, Geschäftsführer der Handwerkskammer fest.
Nun kommt es in den nächsten Wochen darauf an, auch jene Jugendlichen als Bewerber für eine handwerkliche Ausbildung zu gewinnen, die sich noch nicht entschieden haben. Dabei möchte Ruschhaupt besonders Schulabgänger ansprechen, die sich für den MINT-Bereich interessieren, denn dort verzeichnet die Kammer eine hohe Anzahl freier Ausbildungsplätze.
Das Handwerk werde dabei aber nicht die Schüler vernachlässigen, die Startschwierigkeiten beim Übergang von der Schule in den Beruf haben. „Wir werden uns bemühen, für jeden Jugendlichen ein passgenaues Angebot zu machen“. Der HWK-Geschäftsführer zählt dabei auf das gut strukturierte Beratungsnetzwerk der Agentur und der Kammern.

Da die Anzahl der Schulabgänger tendenziell rückläufig ist, werden künftig weniger Ausbildungsbewerber zur Verfügung stehen. Michael Jacob rät den Betrieben deshalb, frühzeitig Kontakte zur Agentur für Arbeit für die Bewerberakquise zu nutzen. Denn je früher und konkreter die Kontakte zu den Jugendlichen erfolgten, je mehr Einblick diesen in den Beruf durch Praktika, Jobs oder Betriebsbesichtigungen gewährt werde, desto besser entwickelten sich die Chancen der Betriebe, die Schüler für das Angebot einer Ausbildung zu gewinnen. „2/3 aller Bewerber verfügen über den Realschulabschluss, die Fachhochschulreife oder das Abitur. Auch wenn nicht alle Bewerber den Wunschvorstellungen der Betriebe entsprechen, so ist es klug, auch Jugendliche in den Fokus zu nehmen, die auf den ersten Blick nicht sofort in die engere Auswahl kämen! Wir empfehlen, sich auf diese neue Situation einzustellen, Ausbildungskonzepte und Einstellungsbedingungen ggf. anzupassen und eine frühzeitige Bewerberauswahl zu treffen. Die Berufsberatung kann z. B. mit ausbildungsbegleitenden Hilfen (AbH) auch schulisch nicht so leistungsstarke Azubis während der Ausbildung fördern, indem diese u. a. Stützunterricht erhalten, den die Agentur voll finanziert.“

Quelle: Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Nordhorn vom 31.10.2013