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29.11.2016

Vertrauen wird neue Währung im Kfz-Gewerbe

Nordhorn. Mehr als 130 Gäste aus den Grafschafter Innungsbetrieben durfte Everhard Wieking, Obermeister der Kfz-Innung Grafschaft Bentheim, zur Herbstversammlung in der Grafschafter Autozentrale in Nordhorn begrüßen. Themenschwerpunkt der Herbstversammlung war die „Digitalisierung im Kfz-Gewerbe“. Hierzu lud die Innung den Bundesinnungsmeister des Kfz-Gewerbes, Herrn Wilhelm Hülsdonk, ein.


Der automobile Fortschritt wird von moderner Software geprägt sein. Digitalisierung und Vernetzung sind die Stichworte. Was kommt auf die Kfz-Branche zu? Darauf ging Wilhelm Hülsdonk bei der Herbstversammlung ein. Aus Sicht von Hülsdonk ist die Digitalisierung ein stiller Angriff auf die bisherigen Geschäftsmodelle und analogen Strukturen im Kfz-Gewerbe: „In einer Welt, die neu verteilt wird, muss der Mensch, sprich der Kunde, im Fokus stehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Vertrauen zur neuen Währung in der digitalen Wirtschaft werden wird“, betonte Hülsdonk in seinem Vortrag.


Trotzdem müsse es dem Kfz-Gewerbe gelingen, in den Strukturen der Betriebe und in den Geschäftsprozessen die digitalen Dienstleistungen mit dem „analogen“ Service vor Ort zu verknüpfen. „Wir müssen die Servicefähigkeit der Kfz-Betriebe erhalten und ihnen den Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen der Hersteller ermöglichen“, so Hülsdonk.

Ein konkretes Stück Zukunftsfähigkeit für den Service in der Werkstatt sei das im Auftrag des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) geschaffene Diagnose- und Programmierungswerkzeug EuroDFT für Euro 5- und Euro 6-Pkw. Es ermöglicht laut Hülsdonk den Betrieben direkten Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen von zurzeit zehn Automarken (Volkswagen-Konzern mit Audi, Seat, Skoda und VW, dazu Mercedes-Benz, Smart, BMW, Mini, Ford und Opel) mit nur einem Gerät.

In seinem Vortrag ging der Bundesinnungsmeister aber auch auf negative Folgen der Digitalisierung für die Autohäuser und Werkstätten ein. So gebe es für Kunden bestimmter Kfz-Versicherungen inzwischen die Möglichkeit, einen Kfz-Schaden per Smartphone-Fotos zu melden. Dieser Schaden werde in der Regel automatisiert kalkuliert, ohne dass etwa ein Kfz-Meister vorher das beschädigte Fahrzeug oder die Fahrzeugteile in Augenschein genommen habe. Hier gehe Schnelligkeit auf Kosten der Gründlichkeit. Nur eine qualitativ hochwertige Arbeitsleistung führe auch zu einer guten Reparaturqualität und damit zur Wiederherstellung eines verkehrssicheren Fahrzeugs, so Hülsdonk.

Bildunterschrift:
Von links: Rainer Gassner, Sascha Wittrock, Helmut Krüp, Everhard Wieking, Wilhelm Hülsdonk, Heiko Peters und Bert Jürries.